GESUNDE WINTERBIENEN: PFLEGE IM AUGUST ENTSCHEIDET
29.07.2019
Ein Imkersprichwort sagt: „Augustbienen sind Winterbienen“. Das bezieht sich allerdings nur auf die zweite Augusthälfte. Von Ende August bis Ende Oktober können wir noch mit über 10.000 Brutzellen rechnen, wenn wir das Brutnest nicht durch eine zu starke Fütterung einengen. In manchen Jahren, vor allem bei einem sehr reichlichen Pollenangebot, können es sogar noch mehr sein. Dies ist aber nicht nur positiv.
Aufzucht der Winterbienen: Schon der Juli entscheidet
Die Bienen, die von Ende August bis Ende Oktober schlüpfen, können wir zu den Winterbienen rechnen. Aber wichtiger als der Zeitpunkt des Schlupfes der Bienen ist die Qualität der Ammenbienen, die die Winterbienen aufziehen. Wenn wir in den Juli zurückblicken, haben wir Völker vor Augen, die mit mehreren tausend Milben infiziert sind. Diese Milben sind verantwortlich für die Übertragung zahlreicher Viren im Volk.
Eine Biene, die von einer Milbe parasitiert wurde, ist kurzlebig und hat Futtersaftdrüsen, die nicht mehr in der Lage sind, die Larven optimal zu versorgen. Möglicherweise werden auch Viren an die Larven übertragen. Es ist daher von großer Bedeutung, bereits im Juli das Volk zu behandeln. Dass dies mit der totalen Brutentnahme am schnellsten geht, habe ich in der letzten Monatsbetrachtung erklärt.
Der erste Brutsatz wird nun von Bienen aufgezogen, die parasitiert waren und zu einem kleinen Teil noch sind. Die so erzeugten Bienen sind noch nicht langlebig und einwandfrei gesund. Das wird erst in den noch etwa drei kommenden Brutsätzen sichergestellt. Besonders Wichtig: Je mehr gesunde Ammenbienen ein immer kleiner werdendes Brutnest und eine rückläufige Zahl von Larven pflegen, desto besser wird die Aufzucht.
Diese Nachteile hat die Behandlung mit Ameisensäure
Hat man im Juli noch nicht erfolgreich behandelt, muss man dies unbedingt in den ersten Augusttagen tun. Eine Behandlung mit Ameisensäure kann zwar schnell viele Milben abtöten. Dennoch sollte man sie aus meiner Sicht vermeiden. So greift Ameisensäure den Chitinpanzer der Bienen an und zerstört deren Immunsystem. Viele Königinnenverluste gehen auf die radikale Behandlung mit Ameisensäure zurück.
Wie bei allen Maßnahmen am Bienenvolk ist natürlich die Erfahrung und der Blick des Imkers oder der Imkerin ausschlaggebend für eine wirkungsvolle Behandlung. Viele erfahrene Imker haben in den letzten Jahrzehnten den Umgang mit der Ameisensäure gelernt, da diese Behandlungsform lange Zeit empfohlen wurde. Bei zu großer Hitze darf sie aber nicht angewandt werden. Ist es zu feucht, findet keine ausreichende Verdunstung statt. Neueinsteiger in die Imkerei sollten mit dieser Behandlungsform meiner Meinung nach gar nicht erst anfangen.
Bienen füttern im August: Regelmäßig kleinere Futtergaben
Bis etwa Mitte August kann das Volk durch regelmäßige kleinere Futtergaben von etwa drei bis vier Kilogramm Zucker Trockensubstanz zum Brüten angeregt werden. Die Königin bekommt so einen kontinuierlichen Futtersaftstrom verabreicht. Sehr vorteilhaft ist, das Zuckerwasser zunächst im Verhältnis von 0,7 kg Zucker : 1 Liter Wasser anzurühren. Die Konzentration des Zuckerwassers kann dann im August auf ein Verhältnis von 1:1 verändert werden. Bei den letzten beiden Fütterungen kann man auch im Verhältnis von 3:2 (Zucker:Wasser) füttern. Durch die dünnflüssige Fütterung werden die Mittelwände schnell ausgebaut und das Brutnest läuft weniger Gefahr zu verstopfen.
Fortgeschrittene Imker geben während der Auffütterung nicht gleich alle Waben. Befinden sich im Brutbereich zu viele Waben, legen die Bienen verstärkt Pollenbretter an, die für die Überwinterung nicht erforderlich sind. Wie wir wissen, wird Pollen für die Produktion von Futtersaft benötigt. Da im Winter keine Brut gepflegt wird, ist auch kein Pollen erforderlich. Fermentierten Pollen verwenden die Bienen im Frühjahr ohnehin nicht mehr gerne – sie bevorzugen dann frischen Pollen.
So werden aus Pollenbrettern Brutentwicklungs-Verhinderungsbretter. Diese Pollenbretter müsste der vorausschauende Imker dann aus den Völkern nehmen. Auch in dieser Frage wurde in der Vergangenheit der Fokus auf Reserven im Volk gelegt, die von den Völkern aber in den meisten Fällen und Standorten nicht genutzt werden.
Sukzessive Mittelwände geben
Füllt der Imker jedoch den Brutraum sukzessive mit Mittelwänden auf, sodass diese gleich mit der nächsten Futtergabe leicht mit Futter befüllt werden, können weniger Pollenbretter entstehen. Hier ist aber Erfahrung erforderlich. Wer zu wenig Waben in der Beute lässt, verengt den Brutnestbereich. Zudem kann Wildbau hinter den Schieden entstehen. Für Großwabenbeuten wie Dadant, Zadant oder DN-1,5 gilt daher, zum Ende des Auffütterns sieben bis neun Waben Bienen und Futter erreicht zu haben.
Die Bienen können auch über den Wabenbereich quellen. Bei Zander oder DN sollte die Zarge voll sein. Natürlich reicht die einzargige Überwinterung aus, wie auch die einzargige Völkerführung im nächsten Frühjahr und Sommer. Bei Zander oder DN muss man besonders sorgfältig darauf achten, dass die Bienen nicht zu schnell zu viel Futter in der Zarge ablagern.
Das Bienenvolk ist ein Lebewesen. Dieser lebendige Organismus entwickelt sich durch unsere Pflege. Ohne unsere Pflege kann er bei geeigneten Bedingungen und genügend Honigvorräten natürlich auch überleben. Aber die Ausfallquote, die man natürlich auch Selektion nennen könnte, ist dann wesentlich höher.
Wir müssen in Zukunft mehr und mehr auf Bienen selektieren, die ein größeres Hygieneverhalten an den Tag legen und mit Milben befallene Brut ausräumen. Manche haben mit dieser Zucht bereits begonnen. Die Zukunft wird darin liegen, solche „resistenten“ Linien zu finden und weiterzuzüchten. Denn mit dem mehrmaligen, immer wiederkehrenden Behandeln werden wir unsere Bienenvölker nicht stärken, sie werden immer schwächer. Mit dem Behandlungsregiment, das freilich aus Sorge um das Überleben unserer Bienenvölker entwickelt wurde, führen wir jedoch Krieg gegen unsere Bienen.
Durch Maßnahmen wie eine ein- oder zweimalige Brutunterbrechung pro Jahr würden wir dem Verhalten, das die Bienen in der Natur entwickelt haben, näherkommen. Den Weg sollten wir einschreiten. Das erfordert ein Umdenken und Ändern unserer gesamten Betriebsweise.